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Auszüge:

Vorbereitungen

 

Auf Grund der guten Erfahrungen mit dieser Reise buchte ich für das nächste Jahr eine Reise mit Marco Polo ins Himalaya-Gebiet. Doch um die Jahreswende 1974/75 erhielt ich einen Anruf von Marco-Polo-Reisen, ob ich interessiert sei, in den Osterferien an einer Chinareise teilzunehmen. Ich wies daraufhin, dass ich für diese Zeit schon die andere Reise gebucht hätte, aber man sagte, es sei kein Problem umzubuchen. So stimmte ich zu.

Zunächst benötigte ich allerdings schnellstens einen neuen Pass, da für das China-Visum der Pass ein halbes Jahr über das Ende der Reise hinaus gültig sein sollte. Dies wäre mit meinem alten nicht mehr der Fall gewesen. So ging ich aufs Polizeipräsidium, erklärte dort die Situation und dass es dringend sei und hatte immerhin innerhalb von zwei Tagen meinen neuen Pass. Eine zweite Hürde war noch zu nehmen: Die Reise endete erst am ersten Schultag und ich benötigte also einen zusätzlichen Ferientag. Damals gab es in Rheinland-Pfalz noch keine Bezirksregierung oder Allgemeine Dienstleistungs-Direktion, wie sich das heute nennt, sondern die Schulen waren direkt dem Kultusministerium unterstellt. Dadurch gelang es, im Gegensatz zu heute rasch und unbürokratisch die Freistellung zu bekommen.

 

 

Teilnehmerkreis

 

Eine China-Reise im Jahr 1975 war eine außergewöhnliche Angelegenheit. Einige Jahre zuvor hatte in China die Kulturrevolution stattgefunden, danach waren Reisen nach China jahrelang überhaupt nicht möglich. (Dr. Pinnow war übrigens einer der letzten, die vor oder bei Ausbruch der Kulturrevolution China besuchten.) So war das Interesse an China-Reisen sehr hoch und bei Marco Polo lagen über zweitausend Voranmeldungen vor. Dass ich, obwohl ich gar nicht auf der Liste stand, gefragt wurde, ob ich an der Reise teilnehmen wolle, hatte seinen Grund vor allem in den Vorgaben der Chinesen. Diese hatten damals kein Interesse an reinen Touristik-Veranstaltungen, sondern politische Ziele. Sie wollten nämlich die Ideologie des Maoismus verbreiten und dafür werben. So sollten die Reiseteilnehmer in Berufen arbeiten, die als Multiplikatoren dienen konnten, also vor allem Berufe aus dem Erziehungs- und Ausbildungssektor. Deshalb umfasste die Gruppe dann auch Leute, die irgendwie etwas mit Erziehung und Lehren zu tun hatten: von der Kindergärtnerin über Lehrer aller Schularten, Ausbilder in Betrieben bis hin zu Universitätsprofessoren. Die zweite Bedingung: die Reiseteilnehmer sollten nicht zu alt sein, auf jeden Fall noch berufstätig, um auch als Multiplikator dienen zu können. Das Problem für Marco Polo bestand nun darin, dass viele der Vorgemerkten schon älter waren und nicht den Vorgaben der Chinesen entsprachen. So war es mein Glück, dass ich zum einen Lehrer zum anderen noch relativ jung war – und dass ich auf der Reise zuvor den Geschäftsführer von Marco Polo, Herrn Schwotzer, kennen gelernt hatte und er sich an mich erinnerte.

Doch noch galt es, die letzte Hürde zu nehmen: die Erlangung eines chinesischen Visums. Hier verlangten die Chinesen das Ausfüllen eines üblichen Formblattes, darüber hinaus aber einen Lebenslauf in dreifacher Ausfertigung. Die Anträge wurden erst von der chinesischen Botschaft bearbeitet, die endgültige Genehmigung erteilten aber die Behörden in Peking. Diese verweigerten noch zu guter Letzt einem Reiseteilnehmer das Visum.

 

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Verlauf der Reise

 

Wie schon eingangs gesagt, war es nicht das Ziel der Chinesen uns touristische oder kulturhistorische Attraktionen vorzuführen, sondern uns mit dem Erziehungssystem des Maoismus und seinen gesellschaftlichen Auswirkungen vertraut zu machen. Dies schloss natürlich nicht aus, dass wir auch etliche Kulturdenkmäler gezeigt bekamen wie den Tempel des himmlischen Friedens, den Kaiserpalast, den Sommerpalast, die Minggräber und natürlich die chinesische Mauer. Auf ausdrücklichen Wunsch einiger Teilnehmer wurde auch eine Besichtigung des archäologischen Museums arrangiert, obwohl diese eigentlich nicht vorgesehen war. Wie die Chinesen überhaupt auch später immer bemüht waren, geäußerte Wünsche zu berücksichtigen. So war zum Beispiel bei der Fahrt in den Süden ursprünglich ein Zug vorgesehen, der bei Nacht über den Yangtsekiang gefahren wäre. Da wir aber gerne nicht schlafend, sondern bei vollem Bewusstsein und bei Tageslicht diesen bedeutenden Fluss überquert hätten, wurde das Programm umgestellt und wir fuhren mit einem Zug, der diese Bedingungen erfüllte.

Schwerpunkt der Reise war allerdings das Kennenlernen des chinesischen Erziehungs- und Bildungssystems. So kamen wir in Kinderkrippen, Kindergärten, Grundschulen, Mittelschulen, Pädagogische Hochschulen und Universitäten. In der Regeln wurden wir vom „Vorsitzenden des Revolutionskomitees“ begrüßt, so hießen damals die Leiter der Einrichtungen. Manchmal waren es die früheren Direktoren, oft aber auch einfache Angestellte, die offensichtlich durch ihre Parteizugehörigkeit diese Stellung erlangt hatten. Übrigens: Sechs Jahre später auf unserer Tibetreise wurden wir in entsprechenden Fällen wieder von einem „Herrn Direktor“ begrüßt.

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